12 Sep An der pommerschen Küste
Edith und Ulrich Koch:
Swinemünde:
Ullie tankte das Boot voll (mit Regenschirm!) und kaufte an der Marina-Tankstelle 12 Liter Diesel im Kanister. Wir hielten Mittagsschlaf und Ullie machte eine Navigation nach Gager, zwischendurch gelang uns noch eine Runde Kniffel, die Edith hoch gewann.
Donnerstag, der 21 Juni 2012: 10 vor 6 stand Ullie auf und Edith blieb nichts anderes übrig, als mitzutun. Dadurch konnten wir schon um 8:15 Uhr das Boot aus dem Stand rangieren. Der Wind war wie vorhergesagt NE 4/5, später 5. Zwischen der langen Ostmole und der Westmole (mit der Windmühle) ging es hinaus. Da wird mit vielen Schiffen mächtig gebaut und es war schwierig, einen Weg durch die Baustelle zu finden. Ursprünglich hatten wir vor, bis zur zweiten Fahrwassertonne zu fahren, aber in der Welle mit Motor macht das keinen Spaß. Die See war grob, die Wellen ständig über einen Meter, oft waren sie aber auch 2 Meter und wir wurden ordentlich herumgeschwenkt. Wir zogen die Segel raus. Im Groß war ohnehin ein Reff, die Genoa-Rolle zogen wir auch nur bis zum ersten Reff. Unser Nordwestkurs passte gut zum Nordostwind und wir fuhren die hohen Wellen entlang. Vom Wind wurde das Boot gut niedergedrückt und nichts klapperte und wackelte. Wir können uns beide nicht erinnern, dass der Speedo je unter 5 Knoten anzeigte, aber über 6 kam oft vor. Dabei zeigt unser Speedo ja immer einen halben Knoten weniger als das GPS, von dem wir wissen, dass es korrekt anzeigt. Das aber können wir nicht laufen lassen, denn es wird gebraucht für die Kursanzeige.
Wir hatten immer Landsicht, die Kräne von Swinemünde wurden kleiner, für einen genauen Blick auf die Kaiserbäder waren wir allerdings zu weit draußen. Ein anderes Segelboot war vor uns rausgefahren, es fuhr aber viel weiter an Land, wir überholten es weit draußen und verloren es schließlich aus den Augen. Die Berge zwischen Heringsdorf und Koserow waren deutlich erkennbar. Im Norden tauchte die Greifswalder Oie auf. Die Wassertiefe betrug zwischen 10 und 15 m.
Der Wind nahm zu, geschätzt waren es inzwischen 5/6 Bf. Wir hatten uns an die Welle gewöhnt, das Boot lief ständig um 6 Knoten.
Von der Tonne Osttief 2 fuhren wir weiter geradeaus quer über das Landtief. Hier ist das Wasser weniger als 3m tief und die Welle war auch viel kleiner. Wir blieben schnell, der Wind hatte sich ja auch nicht geändert. Erst im Windschatten der Zicker Alpen nahmen wir die Segel weg und fuhren die zwei Seemeilen bis Gager gegen den Wind mit Motor. Im Hafen stellten wir fest, dass jetzt überall Mooringtonnen liegen.
Wegen des starken Windes mit großen Schwierigkeiten und der Hilfe der Nachbarn machten wir fest und bauten die Kuchenbude auf. Im Hafenkaffee gut gegessen, Edith gebratenen Zander und Ullie verschiedene Heringsmacharten mit Pellkartoffeln.
Der Tag hatte bedeckt angefangen und früh sah es nicht besonders gut aus, aber im Tagesverlauf klarte es auf und der Abend brachte blauen Himmel, sogar der Wind ging etwas zurück.
Freitag, 22. Juni 2012: Erst mal schliefen wir bis 20 vor acht. Wir hatten bei der freundlichen Bürodame gleich zwei Nächte bezahlt und entschieden, einen Hafentag einzulegen. Brötchen zum Frühstück und den größten Teil des Vormittags kleine Reparaturen gemacht. Mittags Spaghetti Bolognese.
Nach Mittagsschlaf aufgewacht in hellem Sonnenschein vom klarblauen Himmel. Das reizte natürlich zu einem Spaziergang in die Zicker Alpen. Diese Hügelandschaft um das Dorf Klein-Zicker ist vor allem von trockenen Gräsern bewachsen, die Sandhügel lassen alles Wasser schnell versickern. Eine Schafherde sichert sich ihr karges Brot dort. Wir wanderten aus dem Dorf Gager gleich in die Hügel hinein und je höher wir kamen, umso prächtiger wurde die Sicht und wir übertrafen einander in Ausrufen der Begeisterung. Die „Gipfel“ sind so um 65 m hoch. Der Regen hatte die Luft durchsichtig gemacht und es gab alles zu sehen, was überhaupt da war. Vor allem die großen vom Himmel blau gespiegelten Wasserflächen von Bodden und Ostsee hinter den grün-gelben Hügeln sahen wunderschön aus. Gegenüber vom Südperd der Ruden und Usedom, in letzter Ferne die Koserower Berge, vor denen wir gestern in wilder Brausefahrt vorbeigezogen sind. über dem Bodden die
Schornsteine des ehemaligen Kernkraftwerks, weiter westlich konnte man die Türme von Greifswald erahnen. Wir fanden eine Bank, auf die wir uns setzen konnten und genossen die Aussicht.
Den Kaffe zu Haus im Boot hatte Ullie allein, Edith mochte sich nicht daran beteiligen. Dafür musste sie später allein Abendbrot essen. Abends hörten wir im Radio: Fußball- Europameisterschaft Viertelfinale Deutschland – Griechenland 4 : 2.
Sonnabend, den 23. Juni 2012: Der Wetterbericht kündigte SW 4/5 an. Nun, was hilft’s? Wir können ja nicht warten, bis der Wind mal aus der richtigen Richtung kommt. Aber es wurde hart. Nachdem wir alles seeklar gemacht hatten, verließen wir um 9:30 Uhr den Hafen des schönen Gager bei GPS-Log 214,3 und fuhren mit Motor aus der Bucht raus. Wir liefen vierkant gegen die Wellen und das Boot stampfte sehr. Um 10 Uhr begannen wir zu kreuzen. Die Boddenwelle ist offenbar genau so lang wie unser Schiff, es stippte also in jede Welle und dabei spritzte es gewaltig.
Wir fuhren mit gerefftem Groß und einmal gereffter Genoa. Die Schläge nach Süden erfolgten immer bei 170°, die nach Westen bei 290°, alles nur sehr ungefähr, denn es ging sehr turbulent zu und selbst verglichen mit dem Greifswalder Bodden ist unser Schiff doch sehr klein.
Anfangs steuerten wir auf die Schornsteine des ehemaligen Kernkraftwerkes los, alternativ auf die Südwestspitze der Insel Vilm. Die langen Schläge dauerten immer zwischen einer halben und einer Stunde. Jedes Mal brauchte es einige Zeit bis wir das Boot auf dem neuen Bug so hingestellt hatten, dass der Spedo auf über 5 Knoten ging. In der Hoffnung, dass uns das Westufer des Rügischen Boddens weniger Welle bieten würde, versuchten wir, dort in Landschutz zu kommen, aber das war weit. Als Wegepunkt am Anfang des Strelasunds hatten wir die Tonne 7 ins GPS eingetippt, sie erreichten wir nach langem Ringen um 14:20 Uhr.
Hinter der Glewitzer Fähre wurde die Welle kleiner und das Kreuzen weniger strapaziös. Aber um 15:50 Uhr hatten wir einfach die Nase voll. Wir bargen die Segel und fuhren das Reststück bis zum Hafen Neuhof mit Motor. In Neuhof fanden wir einen guten Platz mit Seitenausstieg, wir waren um 16:50 fest bei 246,2 sm.
Vormittags war schönes Wetter und viel Sonnenschein, im Laufe des Tages bezog es sich, aber immer noch war gelegentlich blauer Himmel zwischen den bedrohlich schwarzen Wolken zu sehen. Abends legte sich der Wind und die Sonne schien.
Wir sind heute 31,9 sm gefahren, davon 25,7 sm gesegelt und 6,2 sm mit Motor. Ullies Navigation auf geradem Wege hatte 21,4 sm ergeben.
Sonntag, den 24. Juli 2012: Als uns in Stralsund die Windvorhersage ungeeignet erschien, nahmen wir den Personendampfer nach Kloster und stiegen dort auf den Dornbusch. Edith war ganz stolz, die 72m Seehöhe geschafft zu haben und wollte sogar noch auf den Leuchtturm klettern.
über Kröslin und Ueckermünde zurück nach Stettin. über den Bodden mussten wir leider mit Motor fahren wegen totaler Flaute. Aber die Sonne schien. Dafür konnten wir uns über das Haff nach Ueckermünde vom Blister ziehen lassen.
Das letzte Stück des Törns war der Dammsche See.
Der ist für uns oft die letzte Segelstrecke eines Törns gewesen. Heute ist er vermutlich
die letzte Segelstrecke des letzten Seetörns. Einer der vielen Abschiede, an die man sich im Alter gewöhnen muss.